Margret Hamm

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„Es heißt ja oft: die vergessenen Opfer. Die waren nicht vergessen, die sind ganz bewusst ausgegrenzt worden.“

- Margret Hamm

Bild: https://www.stiftung-denkmal.de/aktuelles/veranstaltungsbericht/ausgegrenzt-warum-zwangssterilisierte-und-geschaedigte-der-ns-euthanasie-in-der-bundesrepublik-deutschland/

Margret Hamm, die 1945 in Deutschland geboren wurde, fand ihren Weg zu Opfergeschichten der Zwangssterilation erst im Laufe ihres Lebens. Trotzdem zeigte sie ein großes Engagement in diesem Gebiet und setze klare Zeichen. 

Sie wurde am 8. Juli 1945 in Weimar geboren und wurde im Alter von nur sechs Wochen über die Zonengrenze in den Westen gebracht, genauer gesagt, in den Osten von Nordrhein-Westfalen nach Bad Driburg. Margret Hamm zog mit ihren Eltern quer durch das Bundesland und begann, ihrem Wunsch entsprechend, ihre berufliche Laufbahn im Fernmeldeamt. Statt Postbeamtin wurde sie maschinenbautechnische Zeichnerin, absolvierte später eine Begabten-Sonderprüfung und begann ein Lehramtsstudium in Geschichte, Deutsch und Wirtschaftslehre in Bielefeld. Margret Hamm war aus privaten Gründen jedoch nur kurz als Lehrerin tätig. Sie blieb jedoch an der Geschichte interessiert, und letztlich fand Margret Hamm ihren Weg zum BEZ.

Als Vorsitzende des Bundes der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten (BEZ) setzte sie sich nach dem Krieg jahrzehntelang für Gerechtigkeit ein. Sie war die Stimme vieler, deren Leiden nach dem Krieg nicht beachtet oder vergessen wurden. Ihre Forderungen wurden in die Politik eingebracht, sie organisierte Gesprächskreise, in denen sich Betroffene austauschen konnten und forderte eine Gleichstellung mit anderen NS-Opfergruppen. Ihr war es besonders wichtig, dass Zwangssterilisierte nicht nur in finanzieller Hinsicht kompensiert werden, sondern auch in der Gesellschaft anerkannt werden. Hamm beschäftigte sich mit der Frage, wie die Opfer von Zwangssterilisation und „Euthanasie“ materiell entschädigt werden.

Die offizielle Anerkennung blieb trotz ihres langjährigen Einsatzes und der öffentlichen Wirkung ihrer Arbeit lange Zeit aus. Im Jahr 2016 erhielt Hamm das Bundesverdienstkreuz, aber sie entschied sich dagegen. Ihre Argumentation war klar: Sie konnte keine Auszeichnung akzeptieren, die Personen mit NS-Vergangenheit ebenfalls erhalten hätten. Damit setze sie ein Zeichen, dass Symbolpolitik allein nicht genügt. Sie akzeptierte stattdessen eine Auszeichnung der Stiftung Auschwitz-Komitee, die ihrer Meinung nach eine anständigere Art der Anerkennung sei.

Ihr unermüdlicher Einsatz zeigte jedoch auch nachhaltige Wirkung. Sie trug wesentlich dazu bei, dass die Verbrechen an den zwangssterilisierten Menschen stärker ins öffentliche Bewusstsein rückten und die gesellschaftliche Stigmatisierung, der viele Überlebende über Jahrzehnte ausgesetzt waren, zumindest teilweise in Frage gestellt wurde. 

Ihr Leben ist ein Zeugnis für Zivilcourage und den langwierigen, mühsamen Kampf gegen das Vergessen.