Eduard Wirths in Weimar 

Während seines medizinischen Praktikums 1936 war Wirths außerdem im Thüringer Landesamt für Rassewesen tätig. Jenes wurde nach Verabschiedung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses am 15. Juli 1933 gegründet. Der Initiator und spätere Präsident des Amtes war der Professor und medizinische Sportarzt Karl Astel. Mit Hilfe seiner Tätigkeiten und einen engen Bezug zur Uni Jena, wurde das Rasseamt wissenschaftlich unterstützt und rassenpolitisch beraten. Es diente unter anderem zur Erfassung und gezielten Selektion der thüringischen Bevölkerung, wobei die Bewertungsgrundlage ethisch und moralisch willkürlich war. Das Thüringer Landesamt diente somit als wichtiges Glied in nationalistischen Menschheitsverbrechen. 

Durch die institutionelle Verbindung mit der Jenaer Universität erhielt das Amt eine wissenschaftliche Legitimation, die es ermöglichte, rassistische Ideologien als „objektive Erkenntnis“ auszugeben. Jena spielte hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie Personal, Forschung und Expertise bereitstellten – ein Beispiel für die aktive Rolle der Wissenschaft in der Umsetzung nationalsozialistischer Politik. Einer dieser Personen war auch der spätere Lagerarzt Eduard Wirths.

Seit 1935 war die zentrale Institution der NS-Rassenpoltitik in der Marienstraße 13 und 15 stationiert, die Aufgaben des Rasseamtes bestanden jedoch schon seit 1933 darin, erbgesunde Familien auszuwählen. Dies geschah im Zuge der „Sauckler-Marschler-Spende“. 

 

Erst in den Jahren 2019/20 wurde die Marienstraße 15 erstmals als NS-Täterort aufgrund eines studentischen Investitionsprojektes makiert.